Silvester 2024 - Erhebliche Belastung durch privates Feuerwerk

Silvester 2024 - Erhebliche Belastung durch privates Feuerwerk
12.05.2025

Jedes Jahr wird aufs Neue über die Folgen der privaten Silvesterfeuerwerke in der Stadt diskutiert: Verletzte Personen, Unmengen von zurückgelassenem Müll, hohe Feinstaubbelastungen und erhebliche Auswirkungen auf das Leben von Tieren sorgen für massive Kritik. Was für Folgen privates Feuerwerk in der Silvesternacht 2024/25 hatte, wollten wir daher detaillierter vom Senat erfahren. Auf unsere Schriftliche Anfrage hin, bat der Senat unter anderem Bezirksämter, Polizei, BSR und Krankenkassen um Zuarbeiten.

Nach Erkenntnissen des Senats sind demnach 363 Menschen in Berlin zum Jahreswechsel 2024/25 durch Pyrotechnik verletzt worden. Zu den Verletzten zählen auch 17 Dienstkräfte der Polizei. Dienstkräfte von Feuerwehr, Rettungsdiensten und Ordnungsämtern wurden diesmal glücklicherweise nicht verletzt.
Insgesamt wurden in der vergangenen Silvesternacht 244 Straftaten im Zusammenhang mit dem Einsatz pyrotechnischer Gegenstände angezeigt, die sich gegen Personen oder Sachen richteten. Das berichtet die Senatsinnenverwaltung in der Antwort auf unsere entsprechende Frage. „In 38 Fällen führten diese Straftaten zu Verletzungen von Personen. In 13 Fällen waren Polizeidienstkräfte betroffen und in 25 Fällen wurden sonstige Personen als Verletzte erfasst.“ In der Silvesternacht wurden außerdem 49 Einsatzfahrzeuge mit Pyrotechnik angegriffen, nämlich 30 Fahrzeuge der Polizei, 16 Fahrzeuge der Feuerwehr und 3 Fahrzeuge von Rettungsdiensten.

Berge von Silvesterabfall entsorgt

Die Personen- und Sachschäden sind allerdings nur ein Teil der Folgen der privaten Silvesterfeuerwerke. Nach Mitteilung der BSR wurden am Neujahrstag 2025 rund 670 Kubikmeter Silvesterabfall eingesammelt. Hierunter waren unter anderem Feuerwerksbatterien, Böller- und Raketenreste sowie Flaschen, Becher und andere Einwegverpackungen. Ab dem 2. Januar wurden im Rahmen der regulären Straßenreinigung gemäß den Reinigungsklassen die Straßen weiter sukzessive vom Silvesterschmutz befreit. Da sich hier der Silvesterschmutz mit anderen Schmutzarten vermengte, ist eine Erfassung der Gesamtmenge des originären Silvesterabfalls nicht möglich, heißt es in der Antwort der Senatsinnenverwaltung auf unsere Schriftliche Anfrage. Wie hoch die Koste für die Beseitigung des Silvester-Mülls genau waren, lässt sich allerdings nicht beziffern, weil diese Reinigung zu den regulären Aufgaben der BSR gehört.

Aber nicht nur die BSR hat mit den Folgen des Silvesterfeuerwerks zu tun. Den städtischen Wohnungsunternehmen entstanden ebenso zusätzliche Reinigungs- und Reparaturkosten. Beispiel Howoge: „Die Kosten für die Wiederherstellung von Balkonen, teilweise inklusive Fenstern, einer Briefkastenanlage sowie eines Glascontainers belief sich auf zirka 30.000 Euro. Darüber hinaus sind der Howoge Kosten für den Einsatz ihrer Hausmeisterinnen und Hausmeister entstanden, welche für ein festes Entgelt freiwillig die Reinigung der Quartiere übernahmen“, informiert die Senatsverwaltung.

Höchste Werte bei der Feinstaubbelastung

Von den Folgen des Silvesterfeuerwerks sind aber auch alle Berlinerinnen und Berliner betroffen, stellt der Senat auf unsere Frage zum Thema Feinstaubbelastung und Lärmemission fest. Die Feinstaub- und Lärmbelastung ist vor allem in der Zeit von Mitternacht bis 01 Uhr an Neujahrstag am höchsten gewesen. Dabei zeigte sich, dass die Belastung umso höher war, je weiter die Messung sich vom Stadtrand Richtung Innenstadt bewegte.

Aber nicht nur für die Menschen stellte das Silvesterfeuerwerk eine erhebliche Belastung dar, sondern auch für Wild-, Haus- und Nutztiere. „Die Auswirkungen des Silvesterfeuerwerks auf Wildtiere, insbesondere auf Brutvögel, sind aus artenschutzfachlicher Sicht erheblich“, so die Senatsinnenverwaltung. „Wissenschaftliche Untersuchungen, wie die in der Fachzeitschrift Conservation Letters veröffentlichte Studie des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie und des Niederländischen Instituts für Ökologie, haben beispielsweise gezeigt, dass Feuerwerke langfristige Störungen im Verhalten von Wildvögeln hervorrufen.“ Die Ergebnisse der Studie an Zugvögeln lassen sich auf viele andere lokale Tierarten wie Marder, Igel, Fledermäuse, Füchse übertragen, heißt es aus der Innenverwaltung weiter. „Nutz- und Haustiere leiden ebenfalls unter den Auswirkungen von Silvester-Feuerwerk. Speziell im urbanen Bereich, in dem der Jahreswechsel sehr intensiv und lange zelebriert wird, ist die Belastung für die Tiere entsprechend hoch. Auch bei Haustieren können daher erhebliche Angst- und Panikreaktionen hervorgerufen werden, die auch zu Verletzungen führen können.“

Sprengstoffrecht müsste geändert werden

Wenn die Folgen der privaten Silvesterfeuerwerke bekannt sind: Wie geht der Berliner Senat mit den aktuellen Umfragewerten zur Akzeptanz von privatem Feuerwerk um und welche Schlussfolgerungen zieht er daraus? möchten wir erfahren. In einer Umfrage des Instituts für neue soziale Antworten (INSA) zur Akzeptanz von privatem Feuerwerk sprechen sich 58 Prozent der Befragten in Deutschland für ein Verbot von privatem Feuerwerk aus, während 34 Prozent dagegen sind (siehe https://www.peta.de/wp-content/uploads/2025/01/Praesentation-PETA-Deutschland-Januar-2025.pdf).

Dem Senat ist diese Umfrage bekannt. Es bedürfte allerdings der Anpassung des Sprengstoffrechts auf Bundesebene, um flexiblere und/ oder strengere Regelungen zum Umgang mit privatem Feuerwerk zu erlassen, so die Senatsinnenverwaltung. „Der Senat setzt sich in der Ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder für eine sogenannte Länderöffnungsklausel im Sprengstoffrecht ein, um erweiterte Pyroverbotszonen einrichten zu können.“
Laut Schätzung des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg e. V. lag der Umsatz für den Einzelhandel in Berlin für privates Feuerwerk zum Jahreswechsel 2024/25 übrigens bei etwa 8,5 Millionen Euro.

Zur vollständigen schriftlichen Anfrage gelangen Sie hier.